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17.11.2023

Neues vom Eichstätter Dom: Das Hauptportal erstrahlt in neuem Glanz

Die Krönung Mariens am Nordportal des Eichstätter Dom.

Die Krönung Mariens am Nordportal des Eichstätter Doms. Foto: Bernhard Löhlein/pde.

Restauratorin Janka Verhey zeigt Claudia Grund, Leiterin des Fachbereichs für Kultur und Denkmalpflege im Bistum Eichstätt, und Diözesan-Baudirektor Ivo Hermann die Ergebnisse am Nordportal.

Restauratorin Janka Verhey (Mitte) zeigt Claudia Grund, Leiterin des Fachbereichs für Kultur und Denkmalpflege im Bistum Eichstätt, und Diözesan-Baudirektor Ivo Hermann die Ergebnisse am Nordportal. Foto: Bernhard Löhlein/pde.

Restauratorin Julia Abramowicz bei der Arbeit.

Restauratorin Julia Abramowicz bei der Arbeit. Foto: Bernhard Löhlein/pde.

Eichstätt (pde) – Seit einigen Jahren ist der Eichstätter Dom wegen Sanierungsarbeiten geschlossen. Die Wiedereröffnung ist im Rahmen der kommenden Willibaldswoche im Juli 2024 vorgesehen. Der Fortschritt kommt gut voran. Bis zur Eröffnung wird auch die Restaurierung des Ostchors und der Türme mit der Kapitelsakristei beendet sein. Laut staatlichem und diözesanem Bauamt bewegt man sich innerhalb des Zeitplans und der vorgesehenen Kosten.

Einen ersten Vorgeschmack auf das, was die Gläubigen erwartet, wird bereits ab kommenden Montag zu sehen sein, dann wird das Gerüst am Hauptportal abgebaut. Zum Vorschein kommt die mittelalterliche Figurengruppe in einem neuen Glanz. Die Kosten für das Nordportal betragen etwa 330.000 Euro für Gerüst, Restaurierung, Taubenvergrämung und Sanierung der Holztür. Rund 65 Prozent davon fallen zu Lasten der Kirche.

Claudia Grund, Leiterin des Fachbereichs für Kultur und Denkmalpflege im Bistum Eichstätt, fasst das Ergebnis zusammen und erklärt, welche Bedeutung das Nordportal hat:

"Nachdem das Hauptportal des Domes fast ein Jahr hinter Gerüst und Planen verborgen war, fallen nun nach Abschluss der Restaurierungsarbeiten die Hüllen. Für viele Betrachter wird der Anblick des alten/neuen Hauptportals eine Überraschung sein, erscheint es doch nun in völlig anderer, geradezu spektakulärer Farbigkeit.

Das 1396 datierte, hochgotische Nordportal ist nicht nur wegen seines Figurenreichtums eine Besonderheit, sondern auch wegen der erhaltenen Farbigkeit, die an anderen Beispielen durch Verwitterung oder bewusste Entfernung verloren ging oder verfälscht wurde. Insofern kann das Hauptportal als ein Baudenkmal von weit überregionaler Bedeutung gelten.

Mehrjährige restauratorische Voruntersuchungen in den Jahren 2004 und 2010 konnten nicht nur eine 600jährige Fassungsgeschichte zurück verfolgen, sondern auch belegen, dass sich einerseits die originale Fassung von 1400 erhalten hatte und andererseits diese Originalfarbigkeit über die folgenden Jahrhunderte, bei allen zeitgeschmacksbedingten Veränderungen, im Wesentlichen wenig verändert weiter tradiert worden war.

Die Restaurierung des Hauptportals war nötig geworden, da der Zahn der Zeit arg an der aus dem empfindlichen Höttinger Sandstein gearbeiteten Architektur mit ihrem Skulpturenschmuck genagt hatte. Manche Steinpartien waren so mürbe, dass sie bei bloßer Berührung abbröselten, vor allem fragilere Partien oder Stege waren gar schon verloren gegangen. Auch die Bemalung war in ihrem Bestand stark gefährdet, löste sich stellenweise ab oder war partiell bereits abgefallen. Indem dadurch Farbschichten aus unterschiedlichen Zeiten nebeneinander standen, entstand insgesamt eine unruhige Wirkung. Auf sämtlichen Skulpturen hatte sich eine Schmutzschicht abgelagert, die teilweise zu festen Krusten verbacken war.

Die Ausschreibung der sehr anspruchsvollen Restaurierung erfolgte unter Projektleitung des Staatlichen Bauamtes Ingolstadt unter ausgewählten Firmen, den Zuschlag erhielt Diplomrestaurator Stephan Bussmann aus Radolfzell. Seit April 2023 wurden die Arbeiten durch ein mehrköpfiges Restauratorenteam unter Leitung von Diplomrestauratorin Janka Verhey durchgeführt, die restauratorische Fachbauleitung oblag Peggy Zinke von ProDenkmal GmbH in Bamberg.

Mehrere Monate wurde das Portal von den Schmutzschichten befreit und sämtliche gelockerten Partien der Steinsubstanz und ihrer Fassung gefestigt. Starke Fehlstellen in der Fassung wurden retuschiert, wobei es heutigem restauratorischen Standard entspricht, dass die Spuren der Zeit mit zuweilen reduzierten Farbschichten aus verschiedenen Jahrhunderten sichtbar bleiben sollten und nur an besonders störenden Stellen farblich angeglichen wurden. Nur an wenigen Stellen erfolgten Freilegungen, wenn zum Beispiel Schriftbänder durch Überfassungen nicht mehr lesbar waren. Fehlinterpretationen vergangener Zeiten wurden dagegen nicht beseitigt. Als Zeitdokumente wurden sie belassen und nur in der korrekten Farbigkeit so überfasst, dass künftigen Generationen jeder Weg offen gelassen wird.

Die Bemalung des Skulpturenschmucks stellt heute einen Mischzustand aus der weitgehend erhaltenen Erstfassung der Zeit um 1400 als unterster Schicht, umfangreichen Partien der barocken Überfassung von 1619 und der Neugestaltung des 19. Jahrhunderts dar, aus der auch viele vergoldete Partien stammen. Da jedoch der Gesamtbestand grundsätzlich der Wirkung der barocken Farbgebung des 17. Jahrhunderts entspricht, entschied man sich, die Architektur passend dazu farbig anzulegen. So erscheint das Tympanon mit dem Tod und der Krönung Mariens nun wieder mit kräftig blauem Hintergrund, auch die trennende Wolkenbank zwischen beiden Szenen ist wieder als solche erkennbar. Die Gewölberippen waren in den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts irrtümlich in der verwaschenen Ockerfarbigkeit angelegt worden, in der sich das Portal bis zuletzt präsentierte. Gemäß dem barocken Vorbild sind nun sämtliche Rippen, auch der Bogen nach außen, in zartem Blaugrau angelegt, die Kehlen erscheinen in kräftigem Rot und lassen die Figuren wieder in beeindruckender Plastizität hervortreten. Zusätzliche Kostbarkeit erhält das Portal durch die nach barockem Vorbild vergoldeten Stege, so dass insgesamt der Eindruck der Himmelspforte entsteht, die den Weg zu Maria, der Patronin des Domes, eröffnet und den Betretenden der Kathedrale gleichsam mit offenen Armen empfängt. Und so sind auch alle Beteiligten begeistert und sich einig: der Aufwand hat sich gelohnt."

Gottesdienste im Dom

Wegen der Domsanierung finden derzeit keine Gottesdienste im Dom statt. Weitere Infos.

Alle Gottesdienste werden bis auf weiteres in der Schutzengelkirche am Leonrodplatz gefeiert. 

Domsanierung

Seit April 2019 laufen umfassende Sanierungsmaßnahmen im Eichstätter Dom. Nähere Informationen.